Halsband oder Brustgeschirr

Durch das Tragen eines gut sitzenden Brustgeschirres wird der Druckpunkt auf den Brustkorb
verlegt. Geschont werden Kehlkopf, Halsmuskulatur und die Halswirbelsäule. Die komplette Halspartie des Hundes erfährt so keine Einwirkung. Beim Rucken an der Leine und tragen eines Halsbandes kann es zu folgenden körperlichen Belastungen kommen:

  • Zerrungen, Quetschungen, Stauchungen der Halswirbel und der Haut- sowie des Muskelbereich.

Verspannungen in der Halswirbelsäule führen zu gleichen Symptomatik wie beim Menschen: Kopfschmerz, Schwindelgefühl, Schmerzen in der Wirbelsäule usw. Der Hund muss diese Schmerzen ertragen, weil er sich nicht mitteilen kann. Schmerzen verändern sein Verhalten!!! Er kann uns nicht sagen “…heute habe ich Kopfweh und mir ist schwindelig”. Bei Hunden mit Gelenkserkrankungen (HD, Spondylose etc.) oder durch Züchtung sehr langer Wirbelsäule (Dackel, Basset etc.) ist es von großem Vorteil, wenn die Wirbelsäule unbelastet von Druck und Ruck bleibt.

Wenn der Hund gelernt hat an der Leine ohne zu ziehen zu laufen, kann er auch mit Halsband geführt werden. In der Ausbildungszeit ist das Brustgeschirr jedoch stets vorzuziehen.

 

Die Verkehrssicherheit erhöht sich.

Durch den auf dem Rücken liegenden Steg des Geschirres kann der Hund schneller und sicherer gehalten werden, falls nötig. Dieses Halten am Rückensteg ist angenehmer für den Hund, als wenn er am Halsband festgehalten wird. Zudem ist es problemlos möglich den Hund am Geschirr, ohne zu würgen aus in einer Gefahrenzone heraus zu ziehen. (Schacht, Flussufer etc.).

Der Hals als soziales Organ

Taktile Kommunikation über den Hals:

  • Berührungen an der Oberseite: Dominanzgebärden, unterdrückende Gesten
  • Berührungen an der Unterseite: Subdominanz, unterwürfige Gesten, soziales Grüßen
  • Berührung an den Seitenpartien: Nur für gute Freunde zum Pflegeverhalten (Knabbern etc.)

Das Berühren des Halses ist bei uns Menschen und Hund etwas sehr “Intimes”. Nicht umsonst gibt es den Ausspruch “Bleib mir vom Hals”. Diese fein abgestufte Empfindsamkeit für die Signale, die über den Hals empfangen werden, stumpfen ab. Bei schmerzhafter Einwirkung kommt es zu Verknüpfung Mensch – Hand – Schmerz – seitliche Kontakte sind nicht freundschaftlich, sondern schmerzhaft! Folge: Auch bei seitlichen Kontakten kann der Hund mit Ausweichen, Abwehrdrohen oder Abschnappen reagieren.

Fehlverknüpfungen und Fehlverhalten resultierend daraus

Der Hund lernt im Wesentlichen über die Verknüpfung von Reizen mit den entsprechenden Erfahrungen, ob positiver oder negativer Art, die im Hundegehirn abgespeichert werden.

Wenn der (besonders) noch junge und temperamentvolle Hund stürmisch zu anderen Hunden oder Personen hinwill, wirft er sich zwangsläufig in die Leine. Dadurch wird ein Schmerz im Halsbereich ausgelöst, den der Hund dann mit allen Reizen verbindet, die er hört, sieht, riecht oder schmeckt. So kommt es zu einer immerwährenden Folge von Begegnungen, bei denen der Hund abspeichert: Immer wenn ich freundlich auf andere Hunde / Menschen zugehe, tut‘s mir weh.

Hunde verfügen über ein gutes Konfliktmanagement für solche Situationen:

    1. Man versucht, das was einen ängstigt oder Schmerzen bereitet, über Beschwichtigungssignale zu besänftigen.
    2. Man versucht, Distanz zu dieser Person oder dem Hund aufzubauen.
    3. Wenn das beides nicht ausreicht oder möglich ist, versucht man, sich den Hund oder die Person vom Leibe zu halten: Es folgen Bellen, Knurren, Drohen, Zähne zeigen, Schnappen, Zwicken, Beißen

Meistens funktionieren die Schritte 1 und 2 nicht, was im Laufe der Zeit dazu führt, dass Hunde immer mehr Verteidigungs- und Angriffsstrategien ausprobieren und bei Erfolg entsprechend perfektionieren.

Sitz und Beschaffenheit des Brustgeschirrs 

Das Material soll leicht, weich und anschmiegsam sein. Weder das Material, noch die Nähte dürfen am Körper des Hundes scheuern oder einschneiden. Leder ist deshalb oft nicht gut geeignet, weil es bei Feuchtigkeit zuerst sehr weich und beim Trocknen anschließend sehr hart wird.

  • Die Verschlüsse sollten in der Form so gerundet sein, dass sie sich der Körperform anpassen und nicht gerade vom Körper abstehen. Außerdem sollten die Verschlüsse strapazierfähig und langlebig sein.
  • Das Material soll waschbar sein.
  • Das Geschirr soll auf beiden Seiten zu öffnen sein. Geschirre, in die der Hund mit einer oder beiden Pfoten einsteigen muss, sind nicht gut geeignet. Besonders ungeeignet: sog. “Step-in-Geschirre”, in die der Hund mit beiden Pfoten einsteigen muss und die dann oben verschlossen werden. An jeder Seite hängt dann ein Endstück herum und schlabbert beim Laufen.
  • Der Rückensteg und der Bauchsteg müssen fest vernäht sein, damit er beim Tragen nicht hin und her rutscht.
  • Die Breite der Gurte muss dem Gewicht des Hundes angepasst sein. Dies ist besonders bei den Größen 70 – 80 cm bzw. 70 – 90 cm Brustumfang zu beachten.
  • Beim Anpassen darauf achten, dass zwischen Achselhöhle und Seitengurt bei Welpen drei Finger und beim erwachsenen Hund eine Hand breit Platz bleibt. Ebenso darauf achten, dass der Metallring, der sich am Brustkorb befindet, nicht auf dem Brustknochen liegt, sondern auf der gut gepolsterten Brustmuskulatur.
  • Manche Hunde, besonders solche, die das Tragen des Geschirres noch nicht gewohnt sind, knabbern gern an den Stoffgurten. Deshalb gilt während der Eingewöhnungszeit: den Gurt unmittelbar vor dem Spaziergang anlegen und sofort nach der Heimkehr (oder evtl. schon vor dem Hineinsetzen ins Auto) abmachen.