Alle Jahre wieder…

…erleben viele Hunde den Rutsch ins Neujahr mit Stress und Angst. Da die Böllerei ja schon Tage vor Silvester beginnt können sich sensible Hunde in regelrechte Panik hineinsteigern. Dies kann sich auf unterschiedliche Weise zeigen: von Winseln, Fiepen, Bellen und sich Verstecken bis hin zu schweißnassen Pfoten, Durchfall und Futterverweigerung. Richtig problematisch wird es, wenn sich aus den Tagen um Silvester eine allgemeine Geräuschempfindlichkeit entwickelt oder wenn der Hund – von einem Knaller überrascht – in Panik auf und davon rennt.

Manche Hunde trauen sich dann schlussendlich gar nicht mehr vor die Tür und erledigen Ihr „Geschäft“ dann lieber drinnen – zum Leidwesen der Besitzer.

Damit Sie und Ihr Vierbeiner diese Probleme am besten erst gar nicht kennen lernen oder zumindest (wenn ihr Hund bereits geräuschsensibel ist) das Schlimmste verhindern können, möchten wir Ihnen einige Tipps an die Hand geben:
1. Vorsorge ist besser als Nachsorge: wenn Ihr Welpe bereits in der Sozialisationsphase (1. – 20. Lebenswoche) laute Geräusche als etwas Unproblematisches kennen lernt, werden ihm Silvestergeballer, Polizeisirenen oder andere Lärmquellen auch später wahrscheinlich keine Angst machen.

2. Lassen Sie Ihren Vierbeiner in den Tagen um Silvester in Wohnsiedlungen und besonders abends nicht von der Leine. Ein Hund, der sich erschreckt macht schnell einen Satz auf die Straße oder rennt gar viele Meter in seiner Angst querfeldein. Daher ziehen Sie Ihrem Vierbeiner lieber ein gut sitzendes Geschirr oder Halsband an, aus dem er sich nicht entwinden kann.

3. Wenn Ihr Vierbeiner bereits ängstlich auf bestimmte Geräusche reagiert, „beruhigen“ Sie ihn auf keinen Fall. Was wir Menschen als beruhigend oder tröstend empfinden, wird Ihr Hund nur als Bestätigung seines Angstverhaltens interpretieren. Verkneifen Sie sich daher auf ihn einzureden („Schnuffi, Du brauchst keine Angst haben, alles ist gut…“) oder ihn zu beschmusen. Zeigen Sie Ihrem Hund lieber durch souveränes Auftreten, dass Sie überhaupt keine Angst haben: Sie können Ihren normalen Tätigkeiten nachgehen oder ein spannendes Spiel mit ihrem Hund starten oder ihm einige einfache Kommandos geben und ihn für das Befolgen überschwänglich belohnen.

5. Zeigt Ihr Hund bei lauten Geräuschen panikartiges Verhalten, will er nicht mehr unter der Bank oder dem Bett hervorkommen, setzt er Urin ab oder zerrt er draußen an der Leine und will einfach nur weg sobald der Lärm zu hören ist, konsultieren Sie mich wegen Verhaltenstherapie.

Impfen gegen Verhaltensprobleme

Die Sozialisierung ist ebenso wichtig wie der Gesundheitsschutz. Man spricht nicht umsonst von der „Impfung gegen Verhaltensprobleme“, und das funktioniert nur bis zur 16./18. Woche. Dann ist die Sozialsierungsphase zu Ende und Versäumtes kann nur schwer wieder nachgeholt werden.

Ob in der Welpenspielstunde oder auf einem Spaziergang: Ihr Hund kommt (hoffentlich) immer wieder in Kontakt mit anderen Hunden und könnte sich theoretisch hier auch anstecken. Es gibt genug andere Erkrankungen, die Ihr Hund – wie jedes Kindergartenkind – noch durchlaufen wird. Haben Sie keine Angst davor. Ein gesundes Tier steckt einen Durchfall oder einen Husten gut weg und wird sich bald erholen.

Welpenspielstunde – reicht eine Impfung für die Teilnahme?

Wenn die Welpen mit 9 oder 10 Wochen zum ersten Mal die Welpenspielstunde besuchen, dann ist das vom Standpunkt einer optimalen Sozialisierung genau der richtige Zeitpunkt.
Allerdings ist zu dieser Zeit die Immunisierung gegen alle ansteckenden Krankheiten noch nicht abgeschlossen. Manche Besitzer machen sich Sorgen, dass Ihr Hund sich eine ansteckende Krankheit zuziehen könnte. Der Welpe hat mit der Muttermilch einen natürlichen Schutz gegen Erreger erhalten. Dieser baut sich nach dem Abstillen langsam ab. In diese Zeit fallen die Impfungen. Natürlich sollten Sie Ihren Welpen gemäß dem tierärztlich empfohlenen Impfzyklus in der 8., der 12. und in der 16. Woche impfen lassen.
Erst dann ist der Schutz gegen Krankheiten wie Parovirose oder Staupe verlässlich.

Wenn der Welpe das Mitgehen verweigert

Der Welpe setzt sich plötzlich hin und will nicht aus der Haustüre oder er bleibt nach kurzer Strecke stehen und weigert sich auch nur einen Schritt weiter zu gehen. Manche Besitzer interpretieren dieses Verhalten nicht selten als stur oder faul.

Das ist ein großes Missverständnis, denn der Welpe empfindet diesem Moment als großen Stress. Das ist für den Besitzer nicht immer nachvollziehbar, zumal die Mimik des Welpen nicht sehr ausgeprägt ist. Der Hund schaut süß wie immer, geht aber nicht weiter.

Zu viel Neues, zu wenig Erfahrung

Wenn ein Hund dieses Verhalten zeigt, ist das ein Hilferuf: „Hilfe, ich bin überfordert. Die Reize, die auf mich einprasseln sind mir zu viel oder zu stark.“
Gut, beim Bummel durch eine Fußgängerzone könnte man ja noch Verständnis haben, aber die ruhige Straße in der man wohnt – da müsste man doch keine Angst haben. Oder doch?

Doch, muss man… Wir sind so an Geräusche unserer Umwelt gewöhnt, dass wir sie wegfiltern und gar nicht wahrnehmen, was auf unseren kleinen Hund einprasselt.
Und dazu kommen die Gerüche! Der Hund riecht sämtliche Menschen und sämtliche Hunde aber auch alle anderen Tiere, die diesen Weg in den letzten Tagen betreten haben. Das kann schon zu einer großen Verunsicherung führen, wenn man noch nicht viel in seinem kurzen Welpenleben gesehen oder gerochen hat.

Die meisten Züchter leben auf dem Land, wo Fuchs und Hase sich Gute Nacht sagen. Auch ein Welpe aus dem Tierheim oder aus dem Ausland wächst oft nicht in einer Großstadt auf. Nur die wenigsten Welpen waren vor Ihrer Adoption überhaupt einmal Gassi. So ist der Umzug zum neuen Besitzer oft ein Kulturschock. Und der zeigt sich dann in dem sog. „Blocken“.

Seien Sie verständnisvoll. Geben Sie Ihrem Welpen Zeit. Locken Sie ihn mit Spielzeug und Leckerlies und vor Allem mit guter Laune Ihrerseits weiter.

Bei manchen Hunden klappt es dann schnell mit entspannten Spaziergängen. Wenn es aber immer noch Stellen gibt, an denen der Hund konstant „die Bremse zieht“, hat der hier einen emotionalen „Anker“ geworfen. D.h. hier war der Stress der ersten Tage so groß, dass die alte Angst sofort wieder da ist, obwohl der Spaziergang selbst mittlerweile nicht mehr als Überforderung empfunden wird. Gleiches gilt für die Hunde, die sich ängstlich verhalten, wenn man zu Hause das Halsband oder die Leine anlegen möchte. Vereinbaren Sie in diesen Fällen einen Termin zur verhaltenstherapeutischen Einzelstunde. Ich helfe Ihnen, diesen „Anker“ wieder zu lichten, so dass Spaziergänge von Anfang an Spaß machen.