Impfen gegen Verhaltensprobleme

Die Sozialisierung ist ebenso wichtig wie der Gesundheitsschutz. Man spricht nicht umsonst von der „Impfung gegen Verhaltensprobleme“, und das funktioniert nur bis zur 16./18. Woche. Dann ist die Sozialsierungsphase zu Ende und Versäumtes kann nur schwer wieder nachgeholt werden.

Ob in der Welpenspielstunde oder auf einem Spaziergang: Ihr Hund kommt (hoffentlich) immer wieder in Kontakt mit anderen Hunden und könnte sich theoretisch hier auch anstecken. Es gibt genug andere Erkrankungen, die Ihr Hund – wie jedes Kindergartenkind – noch durchlaufen wird. Haben Sie keine Angst davor. Ein gesundes Tier steckt einen Durchfall oder einen Husten gut weg und wird sich bald erholen.

Welpenspielstunde – reicht eine Impfung für die Teilnahme?

Wenn die Welpen mit 9 oder 10 Wochen zum ersten Mal die Welpenspielstunde besuchen, dann ist das vom Standpunkt einer optimalen Sozialisierung genau der richtige Zeitpunkt.
Allerdings ist zu dieser Zeit die Immunisierung gegen alle ansteckenden Krankheiten noch nicht abgeschlossen. Manche Besitzer machen sich Sorgen, dass Ihr Hund sich eine ansteckende Krankheit zuziehen könnte. Der Welpe hat mit der Muttermilch einen natürlichen Schutz gegen Erreger erhalten. Dieser baut sich nach dem Abstillen langsam ab. In diese Zeit fallen die Impfungen. Natürlich sollten Sie Ihren Welpen gemäß dem tierärztlich empfohlenen Impfzyklus in der 8., der 12. und in der 16. Woche impfen lassen.
Erst dann ist der Schutz gegen Krankheiten wie Parovirose oder Staupe verlässlich.

Wenn der Welpe das Mitgehen verweigert

Der Welpe setzt sich plötzlich hin und will nicht aus der Haustüre oder er bleibt nach kurzer Strecke stehen und weigert sich auch nur einen Schritt weiter zu gehen. Manche Besitzer interpretieren dieses Verhalten nicht selten als stur oder faul.

Das ist ein großes Missverständnis, denn der Welpe empfindet diesem Moment als großen Stress. Das ist für den Besitzer nicht immer nachvollziehbar, zumal die Mimik des Welpen nicht sehr ausgeprägt ist. Der Hund schaut süß wie immer, geht aber nicht weiter.

Zu viel Neues, zu wenig Erfahrung

Wenn ein Hund dieses Verhalten zeigt, ist das ein Hilferuf: „Hilfe, ich bin überfordert. Die Reize, die auf mich einprasseln sind mir zu viel oder zu stark.“
Gut, beim Bummel durch eine Fußgängerzone könnte man ja noch Verständnis haben, aber die ruhige Straße in der man wohnt – da müsste man doch keine Angst haben. Oder doch?

Doch, muss man… Wir sind so an Geräusche unserer Umwelt gewöhnt, dass wir sie wegfiltern und gar nicht wahrnehmen, was auf unseren kleinen Hund einprasselt.
Und dazu kommen die Gerüche! Der Hund riecht sämtliche Menschen und sämtliche Hunde aber auch alle anderen Tiere, die diesen Weg in den letzten Tagen betreten haben. Das kann schon zu einer großen Verunsicherung führen, wenn man noch nicht viel in seinem kurzen Welpenleben gesehen oder gerochen hat.

Die meisten Züchter leben auf dem Land, wo Fuchs und Hase sich Gute Nacht sagen. Auch ein Welpe aus dem Tierheim oder aus dem Ausland wächst oft nicht in einer Großstadt auf. Nur die wenigsten Welpen waren vor Ihrer Adoption überhaupt einmal Gassi. So ist der Umzug zum neuen Besitzer oft ein Kulturschock. Und der zeigt sich dann in dem sog. „Blocken“.

Seien Sie verständnisvoll. Geben Sie Ihrem Welpen Zeit. Locken Sie ihn mit Spielzeug und Leckerlies und vor Allem mit guter Laune Ihrerseits weiter.

Bei manchen Hunden klappt es dann schnell mit entspannten Spaziergängen. Wenn es aber immer noch Stellen gibt, an denen der Hund konstant „die Bremse zieht“, hat der hier einen emotionalen „Anker“ geworfen. D.h. hier war der Stress der ersten Tage so groß, dass die alte Angst sofort wieder da ist, obwohl der Spaziergang selbst mittlerweile nicht mehr als Überforderung empfunden wird. Gleiches gilt für die Hunde, die sich ängstlich verhalten, wenn man zu Hause das Halsband oder die Leine anlegen möchte. Vereinbaren Sie in diesen Fällen einen Termin zur verhaltenstherapeutischen Einzelstunde. Ich helfe Ihnen, diesen „Anker“ wieder zu lichten, so dass Spaziergänge von Anfang an Spaß machen.

Halsband oder Brustgeschirr

Durch das Tragen eines gut sitzenden Brustgeschirres wird der Druckpunkt auf den Brustkorb
verlegt. Geschont werden Kehlkopf, Halsmuskulatur und die Halswirbelsäule. Die komplette Halspartie des Hundes erfährt so keine Einwirkung. Beim Rucken an der Leine und tragen eines Halsbandes kann es zu folgenden körperlichen Belastungen kommen:

  • Zerrungen, Quetschungen, Stauchungen der Halswirbel und der Haut- sowie des Muskelbereich.

Verspannungen in der Halswirbelsäule führen zu gleichen Symptomatik wie beim Menschen: Kopfschmerz, Schwindelgefühl, Schmerzen in der Wirbelsäule usw. Der Hund muss diese Schmerzen ertragen, weil er sich nicht mitteilen kann. Schmerzen verändern sein Verhalten!!! Er kann uns nicht sagen “…heute habe ich Kopfweh und mir ist schwindelig”. Bei Hunden mit Gelenkserkrankungen (HD, Spondylose etc.) oder durch Züchtung sehr langer Wirbelsäule (Dackel, Basset etc.) ist es von großem Vorteil, wenn die Wirbelsäule unbelastet von Druck und Ruck bleibt.

Wenn der Hund gelernt hat an der Leine ohne zu ziehen zu laufen, kann er auch mit Halsband geführt werden. In der Ausbildungszeit ist das Brustgeschirr jedoch stets vorzuziehen.

 

Die Verkehrssicherheit erhöht sich.

Durch den auf dem Rücken liegenden Steg des Geschirres kann der Hund schneller und sicherer gehalten werden, falls nötig. Dieses Halten am Rückensteg ist angenehmer für den Hund, als wenn er am Halsband festgehalten wird. Zudem ist es problemlos möglich den Hund am Geschirr, ohne zu würgen aus in einer Gefahrenzone heraus zu ziehen. (Schacht, Flussufer etc.).

Der Hals als soziales Organ

Taktile Kommunikation über den Hals:

  • Berührungen an der Oberseite: Dominanzgebärden, unterdrückende Gesten
  • Berührungen an der Unterseite: Subdominanz, unterwürfige Gesten, soziales Grüßen
  • Berührung an den Seitenpartien: Nur für gute Freunde zum Pflegeverhalten (Knabbern etc.)

Das Berühren des Halses ist bei uns Menschen und Hund etwas sehr “Intimes”. Nicht umsonst gibt es den Ausspruch “Bleib mir vom Hals”. Diese fein abgestufte Empfindsamkeit für die Signale, die über den Hals empfangen werden, stumpfen ab. Bei schmerzhafter Einwirkung kommt es zu Verknüpfung Mensch – Hand – Schmerz – seitliche Kontakte sind nicht freundschaftlich, sondern schmerzhaft! Folge: Auch bei seitlichen Kontakten kann der Hund mit Ausweichen, Abwehrdrohen oder Abschnappen reagieren.

Fehlverknüpfungen und Fehlverhalten resultierend daraus

Der Hund lernt im Wesentlichen über die Verknüpfung von Reizen mit den entsprechenden Erfahrungen, ob positiver oder negativer Art, die im Hundegehirn abgespeichert werden.

Wenn der (besonders) noch junge und temperamentvolle Hund stürmisch zu anderen Hunden oder Personen hinwill, wirft er sich zwangsläufig in die Leine. Dadurch wird ein Schmerz im Halsbereich ausgelöst, den der Hund dann mit allen Reizen verbindet, die er hört, sieht, riecht oder schmeckt. So kommt es zu einer immerwährenden Folge von Begegnungen, bei denen der Hund abspeichert: Immer wenn ich freundlich auf andere Hunde / Menschen zugehe, tut‘s mir weh.

Hunde verfügen über ein gutes Konfliktmanagement für solche Situationen:

    1. Man versucht, das was einen ängstigt oder Schmerzen bereitet, über Beschwichtigungssignale zu besänftigen.
    2. Man versucht, Distanz zu dieser Person oder dem Hund aufzubauen.
    3. Wenn das beides nicht ausreicht oder möglich ist, versucht man, sich den Hund oder die Person vom Leibe zu halten: Es folgen Bellen, Knurren, Drohen, Zähne zeigen, Schnappen, Zwicken, Beißen

Meistens funktionieren die Schritte 1 und 2 nicht, was im Laufe der Zeit dazu führt, dass Hunde immer mehr Verteidigungs- und Angriffsstrategien ausprobieren und bei Erfolg entsprechend perfektionieren.

Sitz und Beschaffenheit des Brustgeschirrs 

Das Material soll leicht, weich und anschmiegsam sein. Weder das Material, noch die Nähte dürfen am Körper des Hundes scheuern oder einschneiden. Leder ist deshalb oft nicht gut geeignet, weil es bei Feuchtigkeit zuerst sehr weich und beim Trocknen anschließend sehr hart wird.

  • Die Verschlüsse sollten in der Form so gerundet sein, dass sie sich der Körperform anpassen und nicht gerade vom Körper abstehen. Außerdem sollten die Verschlüsse strapazierfähig und langlebig sein.
  • Das Material soll waschbar sein.
  • Das Geschirr soll auf beiden Seiten zu öffnen sein. Geschirre, in die der Hund mit einer oder beiden Pfoten einsteigen muss, sind nicht gut geeignet. Besonders ungeeignet: sog. “Step-in-Geschirre”, in die der Hund mit beiden Pfoten einsteigen muss und die dann oben verschlossen werden. An jeder Seite hängt dann ein Endstück herum und schlabbert beim Laufen.
  • Der Rückensteg und der Bauchsteg müssen fest vernäht sein, damit er beim Tragen nicht hin und her rutscht.
  • Die Breite der Gurte muss dem Gewicht des Hundes angepasst sein. Dies ist besonders bei den Größen 70 – 80 cm bzw. 70 – 90 cm Brustumfang zu beachten.
  • Beim Anpassen darauf achten, dass zwischen Achselhöhle und Seitengurt bei Welpen drei Finger und beim erwachsenen Hund eine Hand breit Platz bleibt. Ebenso darauf achten, dass der Metallring, der sich am Brustkorb befindet, nicht auf dem Brustknochen liegt, sondern auf der gut gepolsterten Brustmuskulatur.
  • Manche Hunde, besonders solche, die das Tragen des Geschirres noch nicht gewohnt sind, knabbern gern an den Stoffgurten. Deshalb gilt während der Eingewöhnungszeit: den Gurt unmittelbar vor dem Spaziergang anlegen und sofort nach der Heimkehr (oder evtl. schon vor dem Hineinsetzen ins Auto) abmachen.